Blauer Himmel und grünes Gras (German Edition) by Patrick Schnalzer

Blauer Himmel und grünes Gras (German Edition) by Patrick Schnalzer

Autor:Patrick Schnalzer [Schnalzer, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-18T22:00:00+00:00


KAPITEL 11

Freitag. Der Tag der Wahrheit war da und ich hatte es den ganzen Vormittag über noch nicht gewagt, meine Mutter zu fragen, ob ich heute Abend ausgehen durfte. Ich versuchte einfach nach wie vor der perfekte Mustersohn zu sein, ohne dabei allzu dick aufzutragen. Nicht, dass sie am Ende noch vermutete, ich würde sie auf den Arm nehmen wollen oder sonst was.

Jenny schrieb mir, dass sie beim Autorennen sein würde, und ich antwortete ihr, dass es bei mir noch auf der Kippe war.

»Ich gebe dir noch Bescheid«, tippte ich.

»Okay. Ich drücke dir beide Daumen.«

Zu Mittag half ich meiner Mutter dabei zu kochen. Es gab Spaghetti Bolognese und ich war für den Salat zuständig. Als wir später am Küchentisch saßen, hatte ich keinen Hunger, denn ich hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Irgendwann in naher Zukunft musste ich endlich mit der Sprache herausrücken.

»Was ist los?«, fragte meine Mutter.

»Hm?«

Ich blickte von meinem Teller hoch.

»Du isst nichts und stocherst stattdessen nur zwischen den Nudeln herum. Ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt.«

»Ach, nichts. Es ist nur … Jenny.«

Als ich mich ihren Namen sagen hörte, war ich selbst erstaunt und konnte mir es nicht erklären. Was hatte Jenny mit der Sache zu tun, wieso brachte ich sie jetzt ins Spiel?

»Verstehe«, sagte meine Mutter und beinahe hätte ich sie gefragt, ob sie es mir dann bitte erklären konnte. »Du hast sie die letzten Tage bestimmt vermisst.«

Das stimmte zwar, doch es hatte mit dem, was ich eigentlich wollte, nichts zu tun. Auf den gutmütigen Blick meiner Mutter instinktiv eingehend, nickte ich jedoch vorsichtig.

»Wenn du dich heute mit ihr treffen willst, dann geht das in Ordnung.«

Um ein Haar wäre ich zur Seite gekippt und vom Stuhl gefallen.

»Wirklich?«, fragte ich ungläubig nach.

So einfach hatte ich mir das nie und nimmer vorgestellt.

»Ja, wirklich. Du warst bisher immer so ein braver Junge, vielleicht habe ich auch ein bisschen überreagiert. Dein Hausarrest ist ab sofort aufgehoben.«

Die Worte klangen überhaupt nicht nach meiner Mutter, sondern wieder wie aus einer Seifenoper geklaut. Doch das war mir in diesem Augenblick herzlich egal und ich dankte heimlich dem Seifenoper-Schreiberling, dem ich das zu verdanken hatte. Jedenfalls war ich nun im siebten Himmel und von jetzt auf gleich war auch das flaue Gefühl in meinem Magen verschwunden. Nun langte ich so richtig zu und in wenigen Minuten hatte ich meine Portion Spaghetti bis auf den letzten Happen verputzt.

In meinem Zimmer setzte ich mich sofort an den Computer und schrieb Ben eine Nachricht.

»Sehen uns später.«

Die Worte getippt vor mir zu sehen, zauberten erst recht ein breites Grinsen auf meine Lippen. Irgendwie machten sie es offiziell. Vor lauter Begeisterung, Ben die gute Nachricht mitteilen zu können, hätte ich beinahe auf Jenny vergessen. Und das, obwohl ich ihr eigentlich alles zu verdanken hatte. Ich schrieb ihr dieselben drei Worte und bekam schon nach wenigen Sekunden ein lächelndes Smiley als Antwort.

Der Nachmittag zog sich ewig dahin und bis zum Abend hatte ich das Gefühl, dass mindestens vier Tage vergangen sein mussten. Das Rennen sollte um Punkt Mitternacht losgehen, ich hatte mich mit Jenny aber schon um neun verabredet, um ein bisschen zu quatschen.



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